Donnerstag, 28. März 2013

Für Enten-Schwärmer: Citroën 2CV Typologie & Kaufberatung



Eine Ente wollte ich schon immer mal haben. Doch da wird wohl nix draus. Erstens, weil ich seit einer Probefahrt weiß, dass ich in der französischen Dünnblechbüchse tatsächlich seekrank werde. Und zweitens, weil „la Deuche“ im Verhältnis zum verbliebenen Bestand mittlerweile so teuer ist, dass ich mir den Spaß lieber spare.
Wer indes mutiger ist als ich, und zudem auf Enten-Jagd einen Batzen Geld verbraten möchte, muss auf der Hut sein: Die Idee „kleines Auto – kleine Kosten“ funktioniert bei der Ente genauso wenig wie bei allen anderen Kleinwagen. 


Genau da setzt dieses neue Standardwerk an, das mit ungewöhnlicher Vollständigkeit alles auflistet, was 2 CV-Anwärter wissen möchten: Alle Modelländerungen, einen Seltenheits-Index, eine wirklich umfangreiche Kaufberatung, Schrauber-Tipps – und viele, viele Fotos. Natürlich ist „Citroën 2CV – Typologie & Kaufberatung“ kein Buch, das sich zur Unterhaltung lesen ließe. Eher finden Neulinge hier eine detailreiche Einführung in die Welt der Minimal-Motorisierung à la Döschwo, und Sammler ein profundes Nachschlagewerk. 


Entstanden ist es übrigens mit dem Know-how alter Enten-Hasen und in deutsch-französischer Gemeinschaftsproduktion: Verleger Hans-Jürgen Schneider lebt in Frankreich, ein Gutteil des technischen Inhalts besorgte die Redaktion des französischen Oldtimermagazins GAZOLINE.


Ob hier noch Wünsche offen bleiben, können nur absolute Spezialisten sagen. Doch die Chancen zum neuen 2CV-Standardwerk stehen bestens – denn so ein Enten-Buch gab‘s noch nie!


Jean-Patrick Baraillé u.a.: Citroen 2CV – Typologie & Kaufberatung. 168 Seiten, Format 22,5 x 27,5 x 1,8 cm, Hardcover, Schneider Media (Vertrieb Delius Klasing), 34,90 €, ISBN 978-3-7688-5803-8

Dienstag, 12. März 2013

Groß und teuer: The BMW Book


30 x 37 cm! Dieser Bildband ist wahrlich kein Taschenbuch. Laut Klappentext vielmehr „ein unverzichtbarer Band für BMW-Fans und alle, die sich für Automobilgeschichte interessieren“. Ich widerspreche: Dieses Buch ist verzichtbar, sowohl für BMW-Fans als auch für historisch Interessierte.


Herausgeber ist BMW selbst. So entfällt das erste Drittel auf die aktuelle BMW-Modellpalette (mit Bildern, die aus Verkaufsprospekten bekannt sein dürften), das letzte auf Motorräder und Concept Cars. In dem Drittel dazwischen feiert BMW seine glorreiche Vergangenheit. Die Texte – auf Englisch, Deutsch und Chinesisch – sind nicht mehr als nichtssagende Bildlegenden, die sich inflationär häufig des Wortes „erfolgreich“ bedienen. Erkenntnisgewinn? Gleich Null.


Das gilt auch für die Bilder selbst. Zugegeben, die sind wirklich toll und kommen aufgrund der Größe des Buches auch hervorragend zur Geltung. Doch neu oder besonders originell sind sie nicht. Ebenso durchschnittlich ist die handwerkliche Verarbeitung des Buches, dessen silbrig glänzender Einband einfach billig wirkt und den hohen Preis kaum rechtfertigen kann.


Maximilian Schöberl, Leiter Kommunikation und Politik bei BMW, schreibt in seinem Vorwort: „Dieses Buch ist kein technisches oder historisches Nachschlagewerk. Im Gegenteil: Es soll beim Leser wecken, was auch uns bewegt – Die Leidenschaft für Mobilität“. Na, die Kurve hat er ja gerade nochmal gekriegt.

Fazit: Als Image-Katalog mag „The BMW Book“ vielleicht gute Dienste leisten. Mit 98,00 Euro ist es aber auch frech teuer. Denn das unverzichtbar Außergewöhnliche sucht man auf 300 Seiten vergeblich.

The BMW Book, teNeues Verlag, 304 Seiten, Hardcover, 319 Farb- und 45 s/w-Fotografien. Format 30 x 37 x 3,2 cm, Text Englisch, Deutsch, Chinesisch. ISBN: 978-3-8327-9616-7. Preis: 98,00 Euro.


Donnerstag, 7. März 2013

Halber Preis: Bücher von Veloce


Bücher von Veloce Publishing sind typographisch und handwerklich keine Berühmtheiten. Um ehrlich zu sein, finde ich sie manchmal sogar ziemlich schlecht gemacht. Aber so ist das eben, wenn ein Verlag ohne Buchpreisbindung kalkulieren muss. 

Dass es in England keine festen Ladenpreise gibt, macht anlässlich des World Book Day am heutigen 07. März 2013 allerdings auch Aktionen wie diese möglich: 50% Preisnachlass auf 25 ausgesuchte Veloce-Bücher! Das Angebot gilt noch bis morgen, 08. März, 9:00 Uhr (englischer Zeit).

Bilder: Veloce Publishing

Donnerstag, 14. Februar 2013

Windschlüpfrige Form, teuer verpackt: Stromlinie



Rückblende: Beim ADAC Motorwelt Autobuch Preis 2012 gab es in der Kategorie „Design“ gleich zwei Gewinner. Das unsägliche „Mercedes-Benz 300 SL Book“ von René Staud und dieses hier: „Stromlinie“, von Malte Jürgens und Michel Zumbrunn. Das Fazit der Jury damals: „Alle Leute, die sich dafür interessieren, sollten es sich ins Regal stellen, und sie sollten es rasch tun, denn es gibt nur 1000 Stück. Die gute Nachricht: Sie haben was Rares. Die schlechte: Es kostet 300 Euro.“


Knappe vier Monate später ist das Buch immer noch nicht ausverkauft; wer also nicht „rasch“ in die nächste Buchhandlung rannte, scheint keinen Fehler gemacht zu haben. Da drängt sich doch die Frage auf, ob „Stromlinie“ vielleicht einfach zu teuer ist?
Zum Hintergrund: 2009 zeigte das Hamburger Automuseum Prototyp eine Ausstellung mit immerhin 25 Stromlinien-Autos. Neben den üblichen Verdächtigen – wie z.B. Autobahn-Adler oder BMW 328 Mille Miglia Coupé – waren auch erquicklich viele Exoten dabei: Kamm K3-Wagen, Goliath GP 700 Sport oder Volkhart Sagitta sind nicht alle Tage an einem Fleck versammelt. 


Unter diesen Voraussetzungen konnte „Stromlinie“ kein schlechtes Buch werden, im Gegenteil: Autor Malte Jürgens legt das Thema unterhaltsam dar, ohne technische Hintergründe vermissen zu lassen. Fotograf Michel Zumbrunn betont vor schwarzem Hintergrund die Formen der Autos. Lobenswert auch die typografische Gestaltung: In weiß auf schwarzem Grund gesetzt, ist die Schrift problemlos lesbar, und eine Doppelseite schmückt sich auch mal ohne Bild. Ein vortrefflicher Schmöker, den man gerne zum Blättern hervorholt.


Trotz der hochwertigen Fotografien fehlt es dem Buch aber ausgerechnet an...Bildern: Auf 324 Seiten scheint kein Platz für historische Fotos geblieben zu sein; nur wenige finden sich hier und da, als seien sie notgedrungen noch irgendwie untergebracht worden. Nun ist historisches Bildmaterial in einem Buch, das kein „Fachbuch“ oder Nachschlagewerk sein will, natürlich nicht zwingend notwendig; andererseits fehlt es dem Buch an eben jenem „gewissen Etwas“, das den Preis von 298 Euro rechtfertigen könnte: Schon die Größe (24 x 32,5 cm Querformat) beeindruckt wenig, steht im Regal hinter weit banaleren Titeln (aber eben größeren) Büchern zurück. Auch was die Druckveredelung und die übrige Ausstattung angeht, kann „Stromlinie“ mit keiner Revolution aufwarten.


Zum Vergleich: Das Buch „Facel Vega – L‘histoire complète“ (erschienen im November 2012) ist auf 500 Exemplare limitiert, umfasst zwei Bände mit Schuber, genießt in Fachkreisen hohes Ansehen als einmaliges Referenzwerk, ist hochwertig ausgestattet. Und bereits vergriffen – bei einem Preis von „nur“ 250 Euro!


Fazit: „Stromlinie“ bietet guten Durchschnitt zum hohen Preis. Angemessen wäre vielleicht eine höhere zweistellige Euro-Zahl, denn unterm Strich fehlt es für die gewählte Preisklasse entweder am inhaltlichen, oder am materiellen Mehrwert. Ein Buch wird nicht allein durch eine limitierte Auflage und einen hohen Preis begehrenswert; unverständlich, wieso ausgerechnet der Motorbuch Verlag diesem Irrglauben erlegen ist. Da bleibt nur zu hoffen, dass etwas von der „Stromlinien-Qualität“ auf das übrige Verlagsprogramm abfärbt.

Malte Jürgens, Michel Zumbrunn: Stromlinie. 324 Seiten, 180 Abb., Format 24 x 32,5 x 2,8 cm, Hardcover (Leinen) im Schuber, Motorbuch Verlag, 298,00 €, ISBN 978-3-613-03122-7, limitierte Auflage (1000 Stück).

Weitere Informationen: 

Mittwoch, 30. Januar 2013

Video: The Automotive Authors Book Fair 2012

In der Automotive Hall of Fame in Dearborn/Michigan findet jährlich eine kleine Auto-Buchmesse statt, zuletzt am 17. November 2012. In diesem Video kommen einige Autoren zu Wort und stellen ihre Projekte vor – manche davon sind sicher auch für europäische Leser interessant!

Dienstag, 22. Januar 2013

ROOAR und VROOOM: Michel Vaillant ist wieder da!

Cover der Neuauflage in der Zack-Edition

Mit 70 Renn-Abenteuern in 54 Jahren gehört Michel Vaillant zu den erfolgreichsten Comic-Helden aller Zeiten. Der Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag (ja, so heißt er wirklich!) hat – auch von mir unbemerkt – in den letzten Jahren all jene Vaillant-Alben herausgebracht, die bisher noch nicht auf Deutsch erschienen waren. Jetzt macht er sich daran, das Vaillant-Epos ab Ausgabe 1 neu aufzulegen.

Bild: Verlag
In seinem ersten Abenteuer muss Michel dem Amerikaner Steve Warson erst die Stirn bieten, bevor die beiden Freunde werden können: Eine Zeitung fordert zum Duell „Europa gegen Amerika“, um ein für alle mal zu klären, welcher Kontinent wohl den „besten Rennfahrer der Welt“ hervorbringe. Zu dieser „großen Herausforderung“ ließ sich Autor Jean Graton vom „Race of two Worlds“ inspirieren, das 1957 in Monza ausgetragen wurde. 
Bild: Verlag
Auf 65 Seiten gibt es Autorennen satt – allerdings drängt sich in kleinteiligen Bildfolgen ungewohnt viel Text im betulichen Duktus der 50er: Die Geschichte erschien zunächst als Fortsetzungsserie im Comicmagazin Tintin – mit nicht mehr als zwei Seiten pro Woche...

Der Leser erfährt all diese Hintergründe in einem umfangreichen Nachwort, das die Entstehungsgeschichte der Vaillant-Comics allgemein, sowie den Handlungsverlauf der „großen Herausforderung“ analysiert und die Bezugspunkte zur realen Welt herausfiltert. Das versucht auch dieses Schauplatz-Video:

Übrigens ist in der Neuauflage auch noch eine Seite enthalten, die in früheren Alben-Veröffentlichungen der „großen Herausforderung“ immer fehlte: Sie war der 1958er EXPO in Brüssel gewidmet und trägt somit nicht wesentlich zum Handlungsverlauf bei. Doch das wohlige Gefühl der Vollständigkeit ist sicher noch ein Grund mehr, ab sofort eine Vaillant-Sammlung zu beginnen – sofern man nicht schon eine zu Hause hat, natürlich! Ach ja: ein brandneues Abenteuer wird gerade vorbereitet – dazu demnächst mehr.
Fazit: Ein Fest für große Jungs: Michel Vaillant ist wieder da! Da ist das Taschengeld bestens angelegt.

Jean Graton: Michel Vaillant (Band 1): Die große Herausforderung. 68 Seiten, Format 29,5 x 21,5 x 0,5 cm, Paperback, Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag, 17,00 €, ISBN 978-3-8646-2021-8 


Dienstag, 15. Januar 2013

Zum Stöbern und Blättern: Das Auto-Buch

Frankfurter Buchmesse 2012: "Das Auto-Buch" zwischen Wein und Weltall

Schon mutig, dieser Titel: „Das Auto-Buch“ klingt irgendwie endgültig und nach „Maß aller Dinge“. Und dann soll es auch noch eine „große Chronik mit über 1200 Modellen“ sein. Ob dieser Schinken auch nur ansatzweise halten kann, was er verspricht?

Veredelter Einband mit Prägung
Betrachten wir den 360-Seiten-Wälzer mal ganz von vorne. Effektvoll nimmt das Cover Kontakt zum Leser auf; es will angefasst werden: Glänzend wölbt sich der Aston Martin aus dem Buchdeckel hervor, der weiße Hintergrund ist leicht rau und erinnert haptisch an ein Armaturenbrett.
Im Inhaltsverzeichnis wird dann klar, inwiefern sich das Buch als „Chronik“ versteht: Zehn Teile gibt es, die jeweils ein Jahrzehnt umfassen (bis auf den ersten Teil, der von „Frühen Automobilen bis 1920“ handelt). 
Bis zu 17 Autos auf einer Seite – da gibt es viel zu entdecken
1200 Autos auf 360 Seiten zu packen ist dann aber trotzdem irrwitzig: Auf thematischen Doppelseiten drängen sich bis zu 17 Fahrzeuge, z.B. „US-Stilführer“, „Luxuriöse Sportwagen“ oder „Schrägheckmodelle“. Platz bleibt da nur für die Angabe des Herkunftslands, die Anzahl der Zylinder samt deren Inhalt in cm³, sowie die Höchstgeschwindigkeit. Weitere Kapitel sind den wichtigsten Motoren (!) und Marken der Automobilgeschichte gewidmet.
Auch den Alfa Romeo 6C 1750 gibt's in allen Details zu sehen
Internationale Evergreeens wie VW Käfer, Jaguar E-Type oder Citroën DS werden zusätzlich in allen Details gezeigt; auch der Tata Nano ist mit von der Partie, denn der Verlag unterhält Dependancen in London, New York, Melbourne, München – und Delhi. Will heißen: „Das Auto-Buch“ erscheint in allen Weltsprachen und wird rund um den Globus vermarktet. Das erklärt den hohen Amerika- und England-Anteil. Und ist wohl auch die Ursache für das völlige Fehlen eines Trabant 601 – wahrscheinlich wurde er einfach vergessen.
Mal was neues: Motoren-Porträts!
Fazit: Gestalter „richtiger“ Autobücher könnten sich das ein oder andere abschauen. Mit seinem lebendigen Layout transportiert „Das Auto-Buch“ nämlich ganz hervorragend all das, was wir am Auto so lieben: Formen, Farben, Motoren. 

Wiederholtes Blättern und Stöbern macht Spaß. Die Wahrscheinlichkeit, dabei immer wieder etwas neues zu entdecken, ist durchaus hoch – da ist es ausnahmsweise zu verschmerzen, dass es sowohl an Tiefgang, als auch an inhaltlicher Präzision mangelt.
Giles Chapman (Hg.): Das Autobuch. Die große Chronik mit über 1200 Modellen. 360 Seiten, ca. 1.800 Abb., Format 30,5 x 25,5 x 3 cm, Hardcover, Dorling Kindersley, 29,95 €, ISBN 978-3-8310-2206-9