Was
macht eigentlich Morgan? Oder Caterham? Und was steckt hinter so
obskuren Namen wie Fisker, Great Wall, BYD oder Marussia? Wenn
TASCHEN mal ein Autobuch herausbringt, dann eines, das diese Fragen erschöpflich beantwortet. So erschien Ende 2011 in
Zusammenarbeit mit dem Magazin Intersection das Buch CARS NOW, per
Untertitel nicht weniger als „A Guide to the Most Notable Cars
Today“.
Schon das Vorwort von Intersection-Chef Dan Ross macht
neugierig: „[Wir haben] uns nahezu alle Automobilhersteller der
Welt genauer angesehen und eine Auswahl an Fahrzeugen
zusammengestellt, die unsere Aufmerksamkeit erregt haben“, schreibt
er. „Bemerkenswert ist jedoch, dass nur wenige Modelle unsere Seele
berührt haben. […] Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage,
ob diese neuen Fahrzeuge überhaupt eine Bereicherung für unsere
Straßen sein werden.“
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Auf
512 Seiten kann der Leser das selbst entscheiden: Da macht er Bekanntschaft mit flugzeugähnlichen
Elektroautos wie dem von Aptera Motors [Nachtrag: das Unternehmen ist mittlerweile pleite – schade!]. Oder mit den vielfältigen Prototypen zahlreicher anderer Startup-Unternehmen, die zweifellos noch einigen Rückenwind brauchen
werden, um sich auf dem Markt etablieren zu können. Viele von ihnen
bauen Sportwagen: Der BAC Mono zum Beispiel bringt bei 284 PS nur 540
kg auf die Waage – und ist eigentlich auch nichts anderes als ein
straßentauglicher Formel-Rennwagen.
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Eine Firma wie Local Motors passt ebenfalls gut
in das Sammelsurium von CARS NOW. Die Amerikaner bieten für umgerechnet
35.000 Euro das Offroad-Coupé „Rally Fighter“ an, das in nur 2000 Exemplaren als erstes Open Source-Auto der Welt entsteht. Wie ein Auto von Local Motors aussieht, das entscheidet nämlich eine Online-Community, ganz demokratisch. Spätestens an dieser Stelle der Lektüre fällt allerdings auf, dass in CARS NOW durchgängig die Webadressen der Marken fehlen – da sollten die Herausgeber für Vol. 2 noch mal nachbessern!
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Für
europäische Leser besonders aufschlussreich sind natürlich die chinesischen Marken. Aber auch die wahren Helden der
Automobilindustrie wurden nicht vergessen. So wird der ohnehin
schon staunende Leser darüber in Kenntnis gesetzt, dass der
Hindustan Ambassador noch immer vom Band läuft. Der „King of Indian Roads“ trägt die
Karosserie des Morris Oxford und wurde seit 1957 nur inwendig modifiziert. So ist die Anzahl „fabrikneuer“
Oldtimer in CARS NOW erstaunlich hoch; die der Lotus Seven-Nachahmer
übrigens auch.
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Gerade
weil CARS NOW sich so sehr im Hier und Jetzt bewegt, werden auch die
2010 und 2011 untergegangenen Marken Pontiac und Mercury nicht
vergessen. Letztere wird auf Englisch, Deutsch und Französisch mit klaren
Worten bedacht: „Wird jemand der Marke eine Träne nachweinen?
Kaum, denn der Autohersteller aus Dearborn galt allgemein als
uninspirierter Ableger, der schon seit Jahrzehnten im Abwärtstrend
war. Zu den Höhepunkten gehört die Einführung des europäischen
Capri in den USA – weitere Heldentaten gab es nicht.“
Daniel
Alexander Ross: CARS NOW! 512 Seiten, Format 19,6 x 24,9 x 3,5 cm,
Flexicover mit Klappen, Taschen Verlag, 29,99
Euro, ISBN 978-3-8365-1984-7.