Rückblende:
Beim ADAC Motorwelt Autobuch Preis 2012 gab es in der Kategorie „Design“
gleich zwei Gewinner. Das unsägliche „Mercedes-Benz 300 SL Book“
von René Staud und dieses
hier: „Stromlinie“, von Malte Jürgens und Michel Zumbrunn. Das
Fazit der Jury damals: „Alle
Leute, die sich dafür interessieren, sollten es sich ins Regal
stellen, und sie sollten es rasch tun, denn es gibt nur 1000 Stück.
Die gute Nachricht: Sie haben was Rares. Die schlechte: Es kostet 300
Euro.“
Knappe
vier Monate später ist das Buch immer noch nicht ausverkauft; wer
also nicht „rasch“ in die nächste Buchhandlung rannte, scheint
keinen Fehler gemacht zu haben. Da drängt sich doch die Frage auf,
ob „Stromlinie“ vielleicht einfach zu teuer ist?
Zum
Hintergrund: 2009 zeigte das Hamburger Automuseum Prototyp eine
Ausstellung mit immerhin 25 Stromlinien-Autos. Neben den üblichen
Verdächtigen – wie z.B. Autobahn-Adler oder BMW 328 Mille Miglia
Coupé – waren auch erquicklich viele Exoten dabei: Kamm K3-Wagen,
Goliath GP 700 Sport oder Volkhart Sagitta sind nicht alle Tage an
einem Fleck versammelt.
Unter diesen Voraussetzungen konnte
„Stromlinie“ kein schlechtes Buch werden, im Gegenteil: Autor
Malte Jürgens legt das Thema unterhaltsam dar, ohne technische
Hintergründe vermissen zu lassen. Fotograf Michel Zumbrunn betont vor schwarzem Hintergrund die Formen der Autos. Lobenswert auch die typografische Gestaltung: In weiß
auf schwarzem Grund gesetzt, ist die Schrift problemlos
lesbar, und eine Doppelseite schmückt sich auch mal ohne Bild. Ein vortrefflicher Schmöker, den man gerne zum Blättern
hervorholt.
Trotz
der hochwertigen Fotografien fehlt es dem Buch aber ausgerechnet
an...Bildern: Auf 324 Seiten scheint kein Platz für historische
Fotos geblieben zu sein; nur wenige finden sich hier und da, als
seien sie notgedrungen noch irgendwie untergebracht worden. Nun ist
historisches Bildmaterial in einem Buch, das kein „Fachbuch“ oder
Nachschlagewerk sein will, natürlich nicht zwingend notwendig;
andererseits fehlt es dem Buch an eben jenem „gewissen Etwas“,
das den Preis von 298 Euro rechtfertigen könnte: Schon die Größe
(24 x 32,5 cm Querformat) beeindruckt wenig, steht im Regal hinter
weit banaleren Titeln (aber eben größeren) Büchern zurück. Auch was die Druckveredelung und die
übrige Ausstattung angeht, kann „Stromlinie“ mit keiner
Revolution aufwarten.
Zum
Vergleich: Das Buch „Facel Vega – L‘histoire complète“
(erschienen im November 2012) ist auf 500 Exemplare limitiert,
umfasst zwei Bände mit Schuber, genießt in Fachkreisen hohes
Ansehen als einmaliges Referenzwerk, ist hochwertig ausgestattet. Und
bereits vergriffen – bei einem Preis von „nur“ 250 Euro!
Fazit:
„Stromlinie“ bietet guten Durchschnitt zum hohen Preis.
Angemessen wäre vielleicht eine höhere zweistellige Euro-Zahl, denn
unterm Strich fehlt es für die gewählte Preisklasse entweder am
inhaltlichen, oder am materiellen Mehrwert. Ein
Buch wird nicht allein durch eine limitierte Auflage und einen hohen
Preis begehrenswert; unverständlich, wieso ausgerechnet der
Motorbuch Verlag diesem Irrglauben erlegen ist. Da bleibt nur zu
hoffen, dass etwas von der „Stromlinien-Qualität“ auf das übrige
Verlagsprogramm abfärbt.
Malte
Jürgens, Michel Zumbrunn: Stromlinie. 324 Seiten, 180 Abb., Format
24 x 32,5 x 2,8 cm, Hardcover (Leinen) im Schuber, Motorbuch Verlag,
298,00 €, ISBN 978-3-613-03122-7, limitierte Auflage (1000 Stück).
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