Mittwoch, 30. März 2011

Für Bugattomanen: "Atlantic Bugatti Type 57S" von Christian Huet


Es ist eine Rétromobile-Entdeckung, und eine recht gute noch dazu: Ein Buch über den dritten je gebauten Bugatti Atlantic, der in den vergangenen 50 Jahren wohl öfter restauriert wurde, als er je auf der Straße war. Jedenfalls liest sich so seine Geschichte, etwa hier und hier. Das allerdings, und die Tatsache, dass Joseph Figoni beim ersten "Restyling" durch die Erstbesitzer beteiligt war, machen ihn zu etwas ganz besonderem.


Foto: Bugattibuilder.com
Schon im August 2010 war das Buch "Atlantic Bugatti Type 57S Châssis n° 57473" von Christian Huet im Selbstverlag erschienen, in einer Auflage von 800 Exemplaren. Es dauerte nur zwei Monate, bis diese komplett ausverkauft war. Monsieur Huet erwägt nun eine zweite Auflage, in gewohnt hochwertiger Ausstattung und zum gleichen Preis. Die einzige Bedingung: 500 Vorbestellungen bis Mai 2011. Ich habe kurz durch das Buch blättern können; gestört hat mich lediglich die etwas einfallslose Typographie, der es im Gegensatz zum Auto am "gewissen Etwas" fehlt. Das ist einem Buch dieser Klasse eigentlich nicht zu verzeihen. Dennoch glaube ich, dass es jeden einzelnen der 79 Euros wert sein wird.


Die technischen Daten:

  • Text französisch und englisch
  • 88 Seiten
  • Lesebändchen
  • zeitgenössische Fotos, Reproduktionen historischer Dokumente und Aquarelle von Bernard Brulé
  • Sechsfarbdruck
  • 200 g Kunstdruck-Papier
  • Ledereinband in der gleichen Farbgebung wie die Außenhaut des Atlantic n° 57473
Wer ein Exemplar ergattern möchte, schreibt am besten einen Brief an

Éditions Christian Huet
96 rue Jean de La Fontaine
75016 Paris


Auf einem französischen Blog ist außerdem noch der Flyer zu sehen, den Monsieur Huet auf der Messe verteilt hat.

Freitag, 11. März 2011

Brasilianischer Beau: Puma – Typen und Geschichte

Bild: BoD
Viele Jahre war der Puma ein echter Beau des brasilianischen Automobilbaus. Und er macht seit den 70er Jahren in Südafrika Karriere, wo er bis heute gefertigt wird. 1964 zunächst als DKW Malzoni GT mit Dreizylinder-Zweitktakter auf den Markt gebracht, umgab den Kunststoffsportler bald der Nimbus der Legende, und das nicht nur in seinem Heimatland. Nur eine Handvoll Exemplare – seit 1968 nunmehr mit VW-Boxertechnik – fand den Weg nach Europa, einer schaffte es ins österreichische St. Pölten zu Thomas Braun. In Ermangelung von Literatur zum Thema begann der VW-Fan nach dem Kauf seines 1980er VW Puma GTS mit der Recherche im Internet.

DKW Malzoni GT. Bild: VW Puma Page
Heraus kam ein Puma-Gesamtüberblick in Buchform, der vielfältiger ist, als man zunächst glauben mag. Über die Jahre stellten unterschiedliche Firmen die Kunststoffkarosserien der Fahrzeuge her – doch mangelndes Interesse an der eigenen Firmengeschichte machte die Recherche nicht gerade einfacher, merkt Braun in seinem Vorwort an. Seine Hauptquelle, das Internet, hat der Autor umfassend nach Informationen zur Puma-Geschichte durchforstet, das ganze dann noch durch einen Überblick über designtechnische Anverwandte und die brasilianische Automobilindustrie im Allgemeinen ergänzt.
Wie mühsam die Recherche gewesen sein muss, davon zeugt das Quellenverzeichnis, das unzählige URLs aufführt – und die Frage aufkommen lässt, warum Braun sein Werk nicht gleich als eBook publiziert hat, das dem Leser ein selbständiges Eintauchen in die Materie ermöglicht hätte?

Bild: Wikipedia
„Puma – Typen und Geschichte“ erscheint nämlich als sog. „Print on demand“, d.h. es wird im Digitaldruck-Verfahren (basierend auf einer Maschine ähnlich dem Farb-Laserdrucker im Büro, nur 20-mal so groß) immer dann ein Exemplar gedruckt, gebunden und verschickt, wenn es auch bestellt wird. Das ist für Bücher mit extrem niedrigen Auflagen praktisch, doch gerade bei Farbabbildungen stößt das Verfahren an seine Grenzen. Oft sind die Farben zu dunkel oder Kontraste nicht ausreichend, und der Erkenntnisgewinn reduziert sich noch zusätzlich durch das größtenteils viel zu kleine Format der Fotos. Es sieht so aus, als hätten die Fotos eine zu geringe und damit eigentlich nicht druckfähige Auflösung gehabt; ein oft begangener Fehler, wenn das Bild auf dem Schirm ausreichend groß und scharf wirkt. Das Layout jedenfalls wirkt, als sei es mit MS Word erstellt, was den Lesespaß zusätzlich trübt. 

Bild: Wikipedia
In VW-Kreisen ist der Puma ohnehin Legende, aber auch DKW-Fans und Freunde kaum bekannter Marken können mit diesem Buch auf ihre Kosten kommen. Dennoch: Da es fast ausschließlich auf Informationen aus dem Internet basiert, scheint die Editionsform falsch gewählt. Das Lesen am Bildschirm mag vielleicht nicht jedermanns Sache sein, doch da der Autor seine Leser sowieso mit kurzen und unterhaltsamen Textblöcken, sowie vielen Bildern erfreut, hätte „Puma – Typen und Geschichte“ als eBook sicher mehr Spaß gemacht. Aber Spaß macht der brasilianische Raubkatzen-Beau eigentlich immer. Und wer weiß, vielleicht regt das Buch ja den ein oder anderen zur Recherche an?

Thomas Braun: Puma – Typen und Geschichte. Norderstedt: Books on Demand 2010. ISBN 978-3-8423-4029-9, Paperback, 204 Seiten, 29,90 €.

Mittwoch, 2. März 2011

Schnelles aus Niederbayern: Rennsport mit GLAS 04 und GT


GLAS? Goggomobil! Stimmt, aber da war noch mehr. Nicht nur, dass sich erwachsene Männer sofort nach Erscheinen der Asphaltblase und ihres Aufsteigersubstituts Isar wettbewerblich auf Rallye- und Rennpisten tummelten; sie begründeten damit auch eine Tradition im Hause des Dingolfinger Autobauers, die bis zur glanzlosen Übernahme durch BMW bestehen bleiben sollte. 

Doch BMW deckt heute lieber den Mantel des Schweigens über die mit erworbene Markenhistorie. Schade, denn GLAS 04 und GT mischten fünf Jahre lang die Rennpisten auf, zeigten den klassengleichen Mini Cooper verbissen die Zahnriemen und stachelten diverse Abarths zu Höchstleistungen an. Was der Hersteller natürlich gerne in der Werbung unterstrich. Als Kontrast zum zunehmend peinlichen Kleinstwagen-Hintergrund konnte ihm ja nichts willkommener sein: Ein im eigenen Hause entwickelter Mittelklassewagen, der sich erfolgreich mit der braven Konkurrenz der Klassen bis 1000 und 1300 ccm balgte und sich sogar häufig gegen den kleineren, leichteren und zackigeren Mini durchsetzte!

Von dieser fünf Jahre währenden Kampfgeschichte handelt das neu aufgelegte und erweiterte Sonderheft des GLAS Club Magazins mit dem Titel „Rennsport mit GLAS 04 und GLAS GT von 1962 bis 1967“. Weil es sich treffender kaum ausdrücken lässt, sei eine Passage aus dem Nachwort zitiert:
„Aus heutiger Sicht ist es überaus erstaunlich, dass ein Werk ohne Rennsporttradition sich so erfolgreich über Jahre im Motorsport darstellen konnte. Allerdings war dieser Erfolg nicht nachhaltig, denn mit dem Verschwinden der Marke GLAS war auch die Präsenz in den Siegerlisten beendet.“

Anders ausgedrückt: Aus dem zentralen Nervensystem der Motorsportgemeinde wurden die zahnriemengesteuerten Vierzylinder (übrigens die ersten der Welt!) ebenso getilgt wie von den öffentlichen Straßen der Bundesrepublik, wo 04 und GT schneller Exoten wurden, als sie wegrosten konnten. Fahrer wie Gerhard Bodmer (Deutscher Rundstrecken-Meister 1965 auf GLAS GT), die Sieg um (Klassen)Sieg einfuhren, kennt heute nur noch die knapp 900 Mitglieder zählende Fangemeinde der Marke. 
Motorsportjournalist Rainer Braun war es, der regelmäßig in den „Nachrichten für GLAS-Automobilfahrer“ über den Rennsport des Hauses berichtete. Über Bodmers Fahrkünste schrieb er etwa: „Es hatte bei einigen Rennen Leute gegeben, die es ihm in punkto „Kurvenakrobatik“ gleichtun wollten – soviel ich weiß, landeten alle auf dem Dach oder in der Wiese...“. 

Das Sonderheft besteht fast ausschließlich aus Reproduktionen von Brauns Artikeln, die mit eiligen GLAS in allen Schräglagen illustriert sind und nunmehr noch durch Bilder des Rennsport-Fotografen Walter Kotauschek ergänzt wurden. Zusammen mit zeitgenössischen Werbeanzeigen ist die Rennsportgeschichte der beiden wichtigsten GLAS-Automobile (das Goggo ist streng genommen ein Mobil, kein Auto) damit fast vollständig dokumentiert. Tabellen und sonstiges statistisches „Beiwerk“ fehlen leider völlig, und wenn von 41 Klassensiegen, 33 zweiten- sowie 32 dritten Plätzen für den 1204 in dessen Debütjahr die Rede ist, fehlt die Vergleichsbasis, um sich ein objektives Bild machen zu können. Der redaktionelle Teil ist auf vergleichsweise wenige Seiten beschränkt. Er behandelt (in Grundzügen) die Motorenentwicklung durch Leonard Ischinger, stellt die bedeutendsten Fahrer vor, gibt aber auch eine allgemeine Einführung in die Materie. Fazit: für Motorsport-Fans unverzichtbar!

Das Sonderheft ist in einer Auflage von 1200 Stück erschienen und nur über den GLAS-Club zum Preis von 10 € zzgl. 1,45 € Versand erhältlich. Kontakt: uwe.gusen@glasclub.de

Wer tiefer in die Materie eintauchen möchte, greift am besten zu Kraxenberger/Mader: „Das grosse GLAS-Buch“ (Eichendorf Verlag 2003, ebenfalls über den Club erhältlich). Achtung: Es ist beinahe vergriffen!