Bild: Motorbuch Verlag |
„Das klassische Coupé verfügt über zwei Türen, ein festes Dach und viel Leistung. Es bietet relativ wenig Platz, ist dafür exklusiv, von eleganter Gestalt und vergleichsweise teuer“. Kürzer und treffender lässt sich der Begriff „Coupé“ kaum definieren – zumal, wenn es sich um die edlen Zweitürer von Jaguar handelt. Matthias Pfannmüller erzählt in seinem Buch „Jaguar Coupés 1932-2007“ die Geschichte der geschlossenen Zweitürer aus Coventry.
Sachlich, doch unterhaltsam tut er dies, obwohl der Untertitel „75 Jahre Luxus und Leidenschaft“ die Essenz einer Hingabe an klaustrophobisch enge und teure Wagen mit komplizierter Technik vermuten lässt. Und irgendwie ist es das auch. Auf geschmackvoll graubeige bedrucktem Papier beginnt Pfannmüller seine chronologische Darstellung mit einer Einführung in die Geschichte der Swallow Sidecar Ltd. und der daraus entstehenden Marke Jaguar, an deren Ursprünge jeweils William Lyons stand.
Ausgerechnet das erste „eigene“ Auto der Marke, der S.S. One als flaches „Fixed head coupé“, entsprach formal nicht den Vorstellungen seines geistigen Schöpfers: Lyons war während der Umsetzung seiner Idee erkrankt und fand sich nach seiner Rückkehr vor vollendete Tatsachen gestellt. „Als Lyons...frisch genesen in die Firma zurückkehrte, war er außer sich – der Prototyp schien ihm zu kantig, nicht wohl proportioniert und überhaupt – viel zu wenig galant!“, lässt der Text einen aufgebrachten Chef vermuten. Der entschied natürlich gleich über eine neue Formgebung für die Serie 2, die im SS Airline mit seinem modischen Rundheck 1935 einen weiteren Höhepunkt markierte. Doch galt dieser Wagen per definitionem nicht als Coupé. Trotzdem findet er Erwähnung in Pfannmüllers Buch, das fokussiert, doch in seiner Darstellung nicht beschränkt wirkt.
Von der „verhinderten Schönheit“ SS Jaguar 100 FHC geht es weiter über XK 120, 140 und 150, und natürlich E-Type und XJS bis hin zum modernen XK. Es werden keine grundsätzlich neuen Erkenntnisse dargeboten, „nur“ ein Kompendium aller jemals gebauten Jaguar-Coupés vor dem Rahmen einer allgemeinen Markenhistorie. Das ganze ist mit technischen Detailzeichnungen und -Fotos gespickt, die so manches „Aha-Erlebnis“ auslösen können. Auch die Kreationen unabhängiger Karossiers kommen nicht zu kurz, und angesichts der Coupéhüllen, die Pininfarina, Ghia, Bertone oder Zagato auf XK-Chassis schneiderten, stellt sich die Frage, ob Jaguars Originale wirklich soooo gelungen waren. Wie zur Entkräftung aller ketzerischer Gedanken steht hierzu der dogmatische Satz zu lesen: „Die Ausgewogenheit des Serien-Coupés blieb unübertroffen.“.
„Jaguar-Coupés“ ist ein Buch, das von einer solchen Ausgewogenheit lebt. Kapitel für Kapitel steigert sich die Dynamik, nicht nur durch die Fahrzeuge selbst. Ungewöhnlich: Fließtext und Bildmaterial sind jeweils in geschlossene Einheiten getrennt. Doch das funktioniert. Mehr noch: Der Text wird zum Ruhepol für den Leser, bevor die Bilder ihre verführerische Kraft entfalten. In einem Wort: Ein sinnvoll konzipiertes Buch, das nicht nur ausgesprochene Jaguar-Fans im Regal haben sollten. Es braucht relativ wenig Platz, ist dafür exklusiv, von eleganter Gestalt – und dabei nicht mal teuer.
Matthias Pfannmüller: Jaguar Coupés: 1932-2007 – 75 Jahre Luxus und Leidenschaft.
Motor Buch Verlag 2008. ISBN: 978-3-613-30609-7. Preis: 19,95 €