Freitag, 8. Oktober 2010

Preis-Tipp: Luxury Toys Classic Cars

Alle Fotos: www.teneues.com
Mein Erstkontakt mit diesem Buch ist schon ein paar Jahre her. Zwischen Kaschmirpullovern und Hermès-Krawatten lag es in einem teuren Mannheimer Modehaus herum, zusammen mit anderen Titeln einer Reihe über Luxus-Spielzeug. Ich kaufte weder Krawatte (sowas kommt mir als Fliegenträger eh' nicht an den Hals!) noch Pulli – und erstrecht kein Buch. Einerseits fand ich den Gedanken befremdlich, ein Buch in einer Kleidertüte durch die Fußgängerzone zu tragen: Falls mich die Straßenbahn der Linie 4 im Samstagsgewühl zufällig überrollt, dann doch bitte weithin als Leser erkennbar. Außerdem gebe ich kleinlaut zu, dass alle drei aufgezählten Waren mein Budget jeweils schon einzeln überstiegen – und mein familiärer Anhang ohnehin froh war, beim Einkaufsbummel mal nicht mit Altblech konfrontiert zu werden.


Nichtsdestoweniger war „Luxury Toys Classic Cars“ passend platziert. Denn nicht Auto-Mode von der Stange, sondern die „haute couture“ des Karosseriebaus ist das Thema des 26 x 32,5 cm großen Bildbandes. Es geht um Concours-Gewinner und solche, die es hätten werden können. Deren Rezept findet heute kaum noch statt: Man nehme einen zahlungskräftigen Kunden und schicke diesen mit seinen ausgefallenen Wünschen zu einem begnadeten, italienischen Karrosserieschneider à la Pininfarina oder Vignale. Der darf sich dann künstlerisch austoben und eine atemberaubend schöne Blechhülle über ein (nicht minder teures) Serienchassis dengeln.

Paolo Tumminelli hat als Herausgeber viele historische Fotos zusammengetragen, die einige der so entstandenen automobilen Glanzstücke in ihrem Urzustand zeigen. Sie wirken damit oft weniger glanzvoll, als sie heute auf den Concours d'Élégance im In- und Ausland präsentiert werden, totrestauriert oder besser als neu. Ein Glücksfall also für jeden, der sich für Automobildesign interessiert und die Prise Zeitgeist in einer blassen, improvisierten Farbaufnahme aus den 60ern zu schätzen weiß. Nur äußerst knapp sind die Fahrzeuge in Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch und Spanisch kommentiert. Und dies, wie der Herausgeber im Nachwort anmerkt, ausschließlich mit absolut gesicherten Informationen. Text in homöopathischen Dosen, leicht bekömmlich und sprachdidaktisch wertvoll.


Schade nur, dass das historische Bildmaterial mit aktuellen Aufnahmen gemischt wurde, die sich manchmal durch Unschärfe, manchmal durch unspektakuläre Motivwahl auszeichnen. Die von der Thiesen KG beigesteuerten Bilder des Aston Martin DB 6 Shooting Brake mögen beispielsweise als Verkaufsfotos ausreichend sein; für einen Bildband, der das Wörtchen „Luxury“ im Titel führt, sind sie aber zu unprofessionell, denn Proportionen und Form des Wagens werden nur unzureichend wiedergegeben. Auch trägt die Druckqualität nicht immer dazu bei, den Anspruch des Buches an sich selbst zu erfüllen.

Der teNeues Verlag verkauft das Buch gerade ab und hat es somit bereits aus der Preisbindung genommen. So ist es derzeit zu Preisen zwischen 15 und 21 € erhältlich und wird zum echten Schnäppchen. Sollte es Ihnen in einem Modehaus begegnen, greifen Sie zu – haute couture auf Rädern ist immer schick und passt perfekt zwischen zwei Buchdeckel.

Paolo Tumminelli: Luxury Toys Classic Cars. Kempen u.a.: teNeues Verlag 2008. Gebunden mit Schutzumschlag, 219 Seiten, ca. 20 €. ISBN: 978-3832792015.

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