Dienstag, 16. August 2011

Elektrisierende Spannung: The Detroit Electric Scheme

Nie steckte so viel "Spannung" in einem Krimi wie im Falle von „The Detroit Electric Scheme“. Der Ort des Verbrechens ist nämlich kein geringerer als die Werkshallen der Anderson Carriage Company – Hersteller der legendären Elektro-Automobile der Marke Detroit Electric in den 1910er Jahren...

Bild: Minotaur Books
Will Anderson hat ein Problem: sein früherer Freund John Cooper liegt in einer Tiefziehpresse in der Fabrik seines Vaters – bis zur Unkenntlichkeit zerquetscht. Es gibt keine Zeugen, es ist Nacht, Will flieht, blutbesudelt. Doch Detective Riordan, ein stereotyper Polizist mit Hang zum Sadismus, kommt ihm recht schnell auf die Schliche, und dann macht die Presse Will auch noch zum „Electric Executioner“. Verdächtig ist er nämlich vor allem deshalb, weil Cooper der Verlobte seiner Verflossenen, Elizabeth, war und er darüber hinaus in aller Unschuld seine Spuren zu verwischen versucht. Gemeinsam mit seinem Freund Wesley versucht Will auf eigene Faust, den Mörder zur Strecke zu bringen – womit er aber nur noch mehr Morde auslöst, die Riordan (natürlich) ihm anhängen will. So arbeitet der Roman mit allen Zutaten des klassischen Kriminalromans: das unschuldige Opfer (aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird), der fiese Kriminalist mit der Zigarre, loyale Freunde, eine emotionale Nebenhandlung, sowie deftige Spannungsmomente in regelmäßigen Abständen, gekrönt von einem blutigen Showdown auf den letzten zehn Seiten. Ein Happy End gibt es nicht, immerhin aber den erlösenden Sieg der Gerechtigkeit.

Daniel Edward Johnson hat mit „The Detroit Electric Scheme“ seinen Debütroman vorgelegt und einen Volltreffer gelandet. Die organisch eingeflochtenen Hintergründe zum historischen Kontext und zu den Aktivitäten von Detroit Electric und der restlichen Automobilwirtschaft wirken nicht „gewollt“, sondern sind organischer Bestandteil der Handlung. Historische Persönlichkeiten wie der junge Edsel Ford, die unflätigen Dodge Brothers oder Mafiagrößen wie Vito Adamo gehören ebenso zum romanesken Inventar wie das Automobil.


Bild: D.E. Johnson: Detroit Electric
Leider gibt es den Roman nicht auf Deutsch, und es steht zu bezweifeln, ob sich überhaupt ein deutscher Verlag dieses Themas erbarmen wird. Wer gute Englischkenntnisse hat, sollte zurecht kommen, denn die Geschichte ist nicht allzu kompliziert geschrieben. Hier kann man in das erste Kapitel reinlesen!

Dan Johnsons Webseite beinhaltet auch einen Blog, der in regelmäßigen Abständen mit Hintergrundinfos gefüllt wird. Etwa, dass es zur damaligen Zeit hunderte, vielleicht sogar tausende tödliche Unfälle mit Tiefziehpressen gab...und es dennoch lange dauerte, bis die heute übliche Bedienung durch zwei Arbeiter über zwei separate Knöpfe eingeführt wurde.

 

Krimileser werden „The Detroit Electric Scheme“ spannend und unterhaltsam finden, Autofans werden sich dabei auch noch gut informiert fühlen. Das meint übrigens auch die amerikanische Presse: 
“D.E. Johnson's intriguing mystery debut, The Detroit Electric Scheme, is an action packed thrill ride ... one of those rare novels that is both action driven and character driven. ... Antique automobile enthusiasts as well as American history buffs will enjoy The Detroit Electric Scheme. The unique setting - Detroit in 1910 - makes this novel worth reading. Were times simpler back then? Not according to this superb mystery.”


D.E. Johnson: The Detroit Electric Scheme. New York: Minotaur Books 2010. 320 Seiten, 20,8 x 14 x 3,3 cm. ISBN: 978-0312644567. Preis: ab 13 €.

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